Geschichte der Ortsumgehung

Die 30er-Jahre

Bereits in den 30er-Jahren war eine Variante zur Umfahrung der Ortslage Eilenburg ernsthaft im Gespräch. Leider sind von damals keine Planungsunterlagen mehr erhalten. Im Straßenbauamt Leipzig finden sich aber noch Hinweise darauf, dass die Trasse vom Anfangspunkt (zwischen Jesewitz und Wölpern) rund einen Kilometer weiter südlich als die heutige Trasse verlaufen sollte. Damit hätte es einen weitaus stärkeren Eingriff in die Muldeaue gegeben als jetzt. Der Bau sollte wohl 1939 begonnen werden, wurde jedoch durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhindert.

Die 70er-Jahre

Einen erneuten ernsthaften Anlauf in Sachen Ortsumgehung gab es erst in den 70er-Jahren. Anfang 1977 wurde jedenfalls eine vom Rat des Kreises Eilenburg in Auftrag gegebene Studie zur Ortsumgehung Eilenburg fertig. Im Bereich des Stadtteiles Ost wurde sie von 1978 bis 1980 auch realisiert.
Die nun vorgeschlagene Trasse zwischen Wölpern / Jesewitz und der S 11 sollte insgesamt etwas kürzer sein. Als Anfangspunkt im Westen war hier die starke Kurve innerhalb der Ortslage Wölpern vorgesehen. Das erste Teilstück hätte damit unmittelbar über die Wölperschen Torfwiesen bis zur heutigen B 107 geführt. Diese Trassenführung war nach der Wende aus naturschutzfachlicher Sicht nicht mehr durchsetzbar. Das Teilstück zwischen der jetzigen B 107 und der S 11 ist aber schon nahezu identisch mit der jetzt gewählten Trassenführung.
Für den Bereich östlich der S 11 (Reichskrone) gab es damals drei Varianten. Eine folgte der Kreisstraße durch Sprotta-Siedlung, eine zweite führte südlich um Sprotta herum. Realisiert wurde zwischen 1978 und 1980 aber die ortsnahe Variante, die noch den heutigen Verlauf der B 87 in Eilenburg-Ost darstellt und als erster Bauabschnitt der Eilenburger Ortsumgehung gilt. Im neuen Vorhaben soll dieses Teilstück lediglich an die neuen verkehrstechnischen Anforderungen angepasst werden.

Eilenburg erstickt im Verkehr

Die 90er-Jahre

Der dritte Anlauf in Sachen Ortsumgehung wurde gleich nach der Wende unternommen. Viele Hürden, die man 1990 nicht einmal andeutungsweise ahnte, taten sich auf.

1990

Im Februar beginnen die vorbereitenden Planungen für die Umgehungsstraße. Im Juli bestätigt die Stadtverordnetenversammlung den Straßenverlauf.

1991

Das Bundesverkehrsministerium sieht die Ortsumgehung als besonders dringlich an. Ein baldiger Baubeginn wird aber bezweifelt. Bürgermeister Herbert Poltersdorf hält einen Baubeginn im Jahre 1993 aber für möglich. Im Juni bestätigt die Stadtverordnetenversammlung den Flächennutzungsplan als Rahmenkonzept für die B 87 und die B 107.

1992

Aus dem Bundesverkehrsministerium verlautet, dass die Planungen für die Ortsumgehung weitgehend abgeschlossen sind, ein Baubeginn Mitte 1993 angestrebt wird.

1993

Die B 87 wird in der Länderabstimmung zum Bundesverkehrswegeplan nur als Maßnahme des "weiteren Bedarfes" eingestuft. Das heißt Bau bis 2010! Im Februar organisiert die Stadtverordnetenversammlung eine Unterschriftenaktion, bei der 3600 Unterschriften zusammenkommen. Im Dezember wird der Bau der B 107 begonnen. Es hieß, dass es nach deren Fertigstellung 1996 mit der B 87 weiter gehe.

1994

Nach Gesprächen im sächsischen Wirtschaftsministerium heißt es im September, dass die Linienführung bis zum Ende des Jahres feststeht. Ab 1995 soll das auf zwei Jahre angelegte Planfeststellungsverfahren laufen. Als Bauzeit werden fünf Jahre veranschlagt.

1995

Im September startet die Bürgerinitiative B 87 eine Unterschriftensammlung, bei der bis zum Januar 1996 rund 9000 (!) Unterschriften für die Ortsumgehung gesammelt werden. Im Oktober wird der Verlauf der geplanten Trasse veröffentlicht. Er ist aber vom Bund noch nicht bestätigt. Dennoch hält Regierungspräsident Steinbach im Oktober einen Baubeginn im Juli 1998 für möglich. Ende des Jahres meint auch der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer: Baubeginn ist in zwei Jahren. Als Bauzeit werden zwei Jahre veranschlagt.

1996

Die Bürgerinitiative übergibt im Januar 8700 Unterschriften für die B 87 an Bundesverkehrsminister Wissmann. Dieser bestätigt den Baubeginn für Juli 1998. Im Juli wird im Straßenbauamt eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Planung für die neue B 87 vorantreiben soll. Doch der Bund hat die Linienbestimmung noch immer nicht abgezeichnet.

1997

Im März soll eine überarbeitete Linienbestimmung nach Bonn. Jetzt heißt es, dass vor 1999 kein Baubeginn möglich ist. Man geht von drei Jahren Bauzeit aus, die Fortführung im Westen soll 2001 gebaut werden. Im November teilt das Bundesverkehrsministerium dann der Bürgerinitiative auf Anfrage mit, dass ein Baubeginn Ende 1998 realistisch ist.

1998

Der Bund bestätigt im Juli die Linienführung, der "Gesehensvermerk" wurde erteilt. Der Bund hat zudem die finanziellen Mittel eingestellt, das Planfeststellungsverfahren kann beginnen. Dieses dauert jedoch selbst bei günstigem Verlauf mindestens ein Jahr. Im Dezember, und damit gut zwei Jahre später als zu Beginn des Baus angekündigt, können die Eilenburger die B 107 in Besitz nehmen.

1999

Das Regierungspräsidium informiert, dass das Planfeststellungsverfahren im Februar eröffnet worden ist. Damit könnte es bis Ende 1999 Baurecht geben. Als Bauzeit werden zwei bis drei Jahre genannt. Der Weiterbau in Richtung Jesewitz ist aber noch nicht im Gespräch. Am 3. November wird von Regierungspräsident Steinbach der Planfeststellungsbeschluss unterschrieben. Damit besteht Baurecht.
Gleichzeitig befindet sich die Weiterführung im Westen bis Wölpern/Jesewitz in der Phase der Linienbestimmung. Die Freude darüber währte nur kurz. Anfang November brodelt die Gerüchteküche wie nie zuvor. Für Aufregung sorgen insbesondere zwei Listen der inzwischen neu gewählten rot-grünen Bundesregierung, die Bauvorhaben als hochprioritär und prioritär einstufen. Die B 87 gehört nur zu den prioritären Maßnahmen und damit zu den Vorhaben, die zeitlich verschoben werden sollen. Baubeginn soll nun nicht vor 2002 sein. Sachsen ordnet dem ihm unterstellten Straßenbaumt an, die ersten Aufträge auszulösen. Sie haben ein Volumen von etwa einer Million Mark. Die Ortsumgehung insgesamt soll rund 80 Milionen Mark kosten.

Der Bau beginnt

Am 14. August 2000 rücken die ersten Baufahrzeuge an. Die vorbereitenden archäologischen Untersuchungen beginnen zunächst im Osten der Trasse. Am 6. Oktober war der "erste Spatenstich".
Als Termin der Verkehrsfreigabe wird zu diesem Termin der Herbst 2004 genannt. Bis September 2004 soll zu diesem Zeitpunkt auch noch die Weiterführung der Trasse im Westen in Richtung Jesewitz (weitere drei Kilometer, die allerdings "nur" 5 Millionen Mark kosten) übergeben werden. Eine zwischenzeitlich in Aussicht gestellte vorfristige Verkehrsfreigabe der Ortsumgehung Eilenburg im Juni 2003 wird im Frühjahr 2002 durch vergaberechtliche Probleme für den 13 Meter hohen Damm weggefegt.

2000

Sachsen unterbreitet Anfang des Jahres weitere Vorschläge zur Umverteilung von Bundesmitteln auf sächsischen Straßen, die aber allesamt abgelehnt werden. Im Februar werden 63 Gärten, die auf der Trasse liegen, vom Straßenbauamt aufgekauft. Noch im gleichen Monat beginnt die Baufeldfreimachung. Der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer verkündet im Februar, dass der Freistaat Sachsen dafür Sorge tragen wird, dass im Juni 2000 mit dem Bau begonnen werden kann. Im März tauchen aber auch Vorwürfe auf, dass Sachsen die Ortsumgehung als nicht vorrangig einstufen ließ. Im Mai gibt der Bund zunächst Mittel für den Erwerb der alten Reichskrone frei.
Im Mai 2000 nimmt der Bund die B 87 in seinen Haushaltsentwurf für 2001 auf.
Am 3. Juli, sicher nicht ganz zufällig genau einen Tag vor dem Pressestammtisch der Eilenburger Redaktion der Leipziger Volkszeitung zur Ortsumgehung B 87, wird der Baubeginn für den Herbst 2000 verkündet. Zudem heißt es, dass die Mittel so fließen werden, dass "ein zügiger Bauablauf" in den nächsten Jahren möglich sei.
Im Juli 2000 schreibt das Straßenbauamt Leipzig die ersten Aufträge aus. Es handelt sich dabei um geforderte Ausgleichsmaßnahmen in der Natur. Anfang August wird auch der erste eigentliche Bauauftrag (Brückenbauwerk 3, Tunnel an der Kurt-Bennewitz-Straße) ausgeschrieben.

2001

Mai 2001: Beendigung der landschaftspflegerischen Maßnahmen, dazu gehört die Anlage von je einem Amphibienlaichgewässer rechts und links der Mulde und die Verlegung der Weinpresse.
Fertigstellung des Bauwerkes 3, an dem der symbolische erste Spatenstich erfolgte.
Mai bis August 2001: Die Deponien Wolf'sche Grube und die in Wedelwitz werden teilweise zurückgebaut.
Juni 2001: Ausbau des Knotenpunktes B 107 / B 87 mit den Bauwerken 1 und 2 beginnt. Dafür muss die neue B 107 für etwa zwölf Monate unterbrochen werden.
August 2001: Im Bereich des Einkaufszentrums Marktkauf werden bis März 2002 die Bauwerke 9.1 und 9.2 begonnen. Dabei handelt es sich um Unterführungen für Fußgänger und Radfahrer unter den Bahnschienen und der jetzigen B 87.
Ende 2001: Bauanfang für die Brücken über Mühlgraben und Mulde (Bauwerke 4 und 5)

2002

Frühjahr 2002: Bei der Vergabe der Erdbauarbeiten für den rund vier Kilometer langen und bis zu 13 Meter hohen Erddamm zwischen B 107 und ehemaliger Reichskrone tauchen Probleme auf. Ein nicht berücksichtigter Bieter nutzt neues EU-Recht und erreicht eine Nachprüfung vor der 1. Vergabekammer des Freistaates Sachsens. Dieses Verfahren stoppt den Bau für etwa ein Vierteljahr.
März 2002: Die Unterführung bei Marktkauf (Brückenbauwerk 9.1 und 9.2) wird fertig. Der Ausbau des Knotenpunktes B87 / Sprotta-Siedlung beginnt. Von Torgau kommend soll hier eine Linksabbiegerspur für einen zügigen Verkehrsfluss sorgen.
August 2002: Nach langem Hin und Her rollen seit dem 6. August die Baufahrzeuge für den Dammbau an. Kurz danach ist zwischen der Muldenbrücke und der Bahnstrecke Eilenburg/Wurzen schon die künftige Streckenführung zu erkennen (siehe Foto).

13. August 2002

Die Jahrtausendflut trifft auch die Baustelle B 87. Auch wenn sich die Schäden an den im Bau befindlichen Bauwerken in Grenzen halten, drei bis vier Wochen müssen die Arbeiten komplett unterbrochen werden.

Ende 2002

Rund 20 Millionen Euro wurden inzwischen für den Bau der Ortsumgehung ausgegeben. Damit ist die Hälfte der Bauarbeiten geschafft. Zu diesem Zeitpunkt geht man davon aus, dass die Straße Ende 2003 durchgängig befahrbar sein soll, auch wenn beispielsweise die Brücke im Zuge der S11 noch danach bis Herbst 2004 erneuert werden muss. Die Aussichten für die dringend notwendige Weiterführung im Westen (Bahnübergangsbeseitigung westlich von Eilenburg) haben sich allerdings verschlechtert. Sie kann jetzt im güngstigsten Fall 2005 befahren werden.

2003

Juni 2003: Erneut bringt ein Klageverfahren den Bau zum Erliegen. Der Straßenbau auf dem Damm verzögert sich dadurch um etwa sechs Wochen.
August 2003: Der Straßenbau, der etwa fünf Monate dauern wird, beginnt. Aufgrund des Winters wird die Straße damit voraussichtlich im Frühjahr 2004 für den Verkehr freigegeben. Im Anschluss daran müssen noch die Flutbrücke der Mulde und die Eisenbahnbrücke im Zuge der alten B 87, die zur Kreisstraße abgestuft wird, neu gebaut werden. Die Weiterführung im Westen kann frühestens im Herbst 2005 fertig sein.
Oktober 2003: Die Fahrbahndecke wird in Beton ausgeführt. Die Hauptarbeiten können trotz kühl-feuchter Witterung innerhalb einer Woche abgeschlossen werden. Zeitgleich beginnt der Bau am sogenannten rechten Ohr, das die S 4 und den Ortsumgehungszubringer B 107 am Westeingang der Stadt Eilenburg kreuzungsfrei verbindet.

2004

Zum Jahreswechsel 2003/2004 steht fest, dass die Verkehrsfreigabe der Ortsumgehung Anfang Februar 2004 erfolgen wird. Der Verkehr muss dann aber im Osten noch etwa ein Jahr über die künftige Marktkauf-Zufahrt geleitet werden. Im Anschluss an die Freigabe folgen dann der Abriss und Neuaufbau der Eisenbahnbrücke in Ost im Zuge der alten B 87.

4. Februar 2004

Um 12.30 Uhr erfolgt die offizielle Freigabe der Ortsumgehung Eilenburg.

23. Dezember 2004

Die Eisenbahnbrücke in Eilenburg-Ost, ein Ersatzneubau für die alte, wird für den Verkehr freigegeben. Damit hat die Ortsumgehung jetzt sowohl im Westen als auch im Osten eine Anbindung an die Stadt.
Weiter in den Sternen steht die dringend notwendige 2,5 Kilometer lange Weiterführung der Ortsumgehung bis Wölpern.

Ende 2005

Das zum Baurecht führende Planfeststellungsverfahren für die Weiterführung der Ortsumgehung Eilenburg hat begonnen. Die Straße soll nun aus dem Bahnübergangsbeseitigungsprogramm (zwei Drittel der Kosten zahlen Bund, ein Drittel die Bahn) finanziert werden.

Ende 2008

Es besteht Baurecht für die Weiterführung der Ortsumgehung Eilenburg. Mit dem Bau soll 2009 begonnen werden. Die Baukosten werden zu diesem Zeitpunkt auf fünf Millionen Euro geschätzt.

25. August 2009

Der Bau beginnt. Die drei Kilometer lange Trasse bis Wölpern/Jesewitz soll Ende 2010 für den Verkehr freigegeben werden. Die Investition hat jetzt einen Umfang von sechs Millionen Euro.