Die Bergkeller von Eilenburg

Mit der unterirdischen Bergkellerwelt verfügt die Muldestadt über ein einzigartiges Bauwerk, das nicht nur in Sachsen seinesgleichen sucht. Die konstanten Kellertemperaturen in den rund 50 Haupt- und Nebenkellern hatten maßgeblichen Anteil an dem ausgezeichneten Ruf des Eilenburger Bieres vom 16. bis ins 20. Jahrhundert hinein. Bis heute sind die einzigartigen Hohlräume in ihrer Ausdehnung noch nicht vollständig erforscht.

Zu DDR-Zeiten geriet das einmalige Bergkellersystem in Vergessenheit. Nach der Wende wurde rund eine Million Mark in die Sicherheit des Bauwerks gesteckt. Die Bergkeller können heute auf Anfrage durch Besuchergruppen besichtigt werden. Informationen dazu gibt es im Museum, Tel. 03423 652222, .

Die Termine der öffentlichen Bergkellerführungen werden auf der Webseite des Stadtmuseums veröffentlicht.

Was es sonst aus der Unterwelt zu berichten gibt

In etwa acht Jahrhunderten ist im Berg von Eilenburg ein Bauwerk entstanden, welches nicht nur in Sachsen seinesgleichen sucht. An diesem gigantischen, in Ziegelbauweise errichteten Kellersystem haben Generationen von Eilenburgern mitgewirkt. Es vereint sich darin ein weitverzweigtes tonnengewölbtes Gangsystem mit großräumigen Lager- & Produktionshallen. Diese Unterwelt von Eilenburg ist noch längst nicht vollständig erforscht. Im oberen Teil des Berges befinden sich die ältesten Anlagen, von anonym gebliebenen Bauherren errichtet, bleibt ihr ursprünglicher Zweck und die Entstehungszeit bis heute wage. Spätestens 1525 erfolgte der Ausbau der in Geschiebemergel vorgetriebenen Gänge und Keller. Lagerräumen für das in hoher Blüte stehende Braugewerbe wurden dringend benötigt. Die konstanten Temperaturen in den Kellern sollen nicht unwesentlich zur ausgezeichneten Qualität und Lagerfähigkeit des Eilenburger Gerstensaftes beigetragen haben. Über drei Jahrhunderte wurden die zahlreichen Stollen von den Eilenburger Hausbrauern genutzt und immer wieder verändert und erweitert.

Ab 1854 begann die Erweiterung der im 16. und 17. Jahrhundert entstandenen 44 Haupt- und Nebenkeller durch die Vereinsbrauerei und ab 1879 durch die Brauerei Landsperger. In den 20er Jahren dieses Jahrhunderts mussten nach und nach vier Eilenburger Brauereien ihre Pforten schließen. Die Keller wurden von nun an zu Lagerzwecken und zur Pilzzucht genutzt. Der alte für die Bierproduktion notwendige Tiefbrunnen wurde verfüllt. Zwischen 1943 und 1945 dienten die hallenartigen Keller den Eilenburger-Motoren-Werken als Produktionsstätte für Flugzeugteile im Auftrag der Junkers-Werke in Dessau. Hunderte von Zwangsarbeitern schufteten hier unter der Erde für die deutsche Rüstungsindustrie.

Im April des Jahres 1945 wurden die Bergkeller für etwa 4500 Eilenburger zur Zufluchtsstätte vor den amerikanischen Granaten, die Eilenburg in Schutt und Asche legten. Hunderten Eilenburgern haben die schützenden Keller das Leben gerettet. Nach 1945 wurden die Keller wieder zur Lagerung und Pilzzucht genutzt. Die Zahl der Nutzer wurde aber immer geringer, und das einmalige Bergsystem geriet zunehmend in Vergessenheit. Erhaltungsmaßnahmen blieben aus, und so begann das Bauwerk zu verfallen. Schließlich sollte das ganze System einfach verfüllt werden. Im März 1989 wurde auf Antrag einer Einzelperson die Bergkelleranlage unter Schutz gestellt. Mit der Wende der politischen Verhältnisse wurden Maßnahmen eingeleitet, die dem Erhalt des gewaltigen Denkmals dienen sollten. Die bisher erfolgten Baumaßnahmen und Werterhaltungen lassen den Besucher die gewaltige Bergkelleranlage erahnen und wecken einen Hauch des Geheimnisvollen und Abenteuerlust zur weiteren Erforschung dieser Ganganlagen.